Das RF-Bajonett von Canon, welches 2018 zusammen mit der EOS R Kameraserie vorgestellt wurde, bietet viele technische Neuerungen und ist für Canon ein weiterer Schritt in die Zukunft und weg von der analogen Fotografie. Obwohl es die EF und EFS Bajonette noch länger nicht komplett ersetzen wird, da Canon nach wie vor neue Linsen mit diesen Anschlüssen auf den Markt bringt und die Systeme einfach sehr weit verbreitet sind, hat das RF-Bajonett einige Vorteile und erfreut sich auch immer größerer Beliebtheit. Solltet ihr also vorhaben eine Kamera der R-Serie von Canon zu kaufen, so hilft euch dieser Guide bei der Auswahl des richtigen Objektivs.
Merkmale und Vorteile des RF-Bajonetts
In den letzten 30 Jahren, seit Canon die EF und EFS Mounts einführte, hat sich aus technischer Sicht sehr viel weiterentwickelt. Diesen technischen Fortschritt verkörpert Canon nun in seinen Objektiven für das RF Bajonett. Durch das Weglassen des Spiegels und den Schritt in Richtung komplette Digitalisierung in aktuellen Kameras, ist es durch das dadurch entstehende Platzangebot möglich, die Linse näher an den Sensor heranzufahren. Dies eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten, bessere und lichtstärkere Objektive zu bauen, welche den Sensor gleichmäßiger abdecken können. Ein weiterer Vorteil sind die nun auf 12 erhöhten elektronischen Kontaktpunkte, im Vergleich zu den 8 bei EF Objektiven. Somit ist eine schnellere Datenübertragung zwischen Linse und Kamera möglich, was einem blitzschnellen Autofokus zugutekommt.
Kompatibilität zwischen RF und EF Objektiven
Aufgrund der neuartigen Bauart von Canon RF Objektiven ist es nicht möglich, diese auf Kameras mit EF Bajonett zu verwenden. Umgekehrt ist es allerdings sehr wohl möglich, mit einem Adapter, EF Linsen auf EOS R Kameras zu verwenden.
Welches Canon RF Objektiv brauche ich für meine Canon Kamera?
Bei der Auswahl der richtigen Objektive musst du dich auf zwei Hauptmerkmale konzentrieren: Brennweite und Blende. Die meisten Objektivkategorien unterscheiden sich in der Brennweite oder wie nah ein Motiv in Millimetern erscheint. Das menschliche Auge entspricht 30 mm bis 50 mm. Während ein Teleobjektiv, der Brennweite entsprechend, weit entfernte Objekte näher heranbringt, sorgt ein Weitwinkelobjektiv mit zum Beispiel 10 Millimeter dafür, dass die gesamte Umgebung in das Bild (bzw. Video) passt (Fisheyeoptik).
Eine kleine Blendenzahl bedeutet, dass das Objektiv mehr Licht einlässt. Durch die dadurch entstehende große Blendenöffnung fällt mehr Licht ein und somit werden auch in Innenräumen bei schlechteren Lichtverhältnissen noch relativ rauschfreie Fotos oder Videos möglich. Der große Kompromiss mit einer großen Blende besteht darin, dass man nicht auf viele Objekte zugleich in unterschiedlichen Entfernungen fokussieren kann, da das Objektiv eine geringe Schärfe in der Tiefe hat. Dadurch bleibt das Motiv sehr klar, aber der Hintergrund wird verschwommen. Dieser Effekt ist aber in vielen professionellen Produktionen erwünscht.
Nun werde ich dir die Arten von verschiedenen Objektiven erklären.
Arten von Objektiven
Im Prinzip gibt es zwei Arten von Objektiven: Festbrennweiten Objektive & Zoomobjektive
1. Festbrennweiten Objektive
Festbrennweiten Objektive sind Objektive mit einer einzigen Brennweite (z.b. 50mm). Dadurch, dass die Festbrennweiten Objektive für eine spezifische Brennweite konstruiert werden, ist eine größere Blendenöffnung möglich. Eine größere Blendenöffnung ermöglicht, dass mehr Licht durch das Objektiv auf den Sensor fällt. Dadurch sind auch Aufnahmen in eher dunkleren Verhältnissen möglich.
2. Zoomobjektive
Zoomobjektive decken eine gewisse Brennweite ab (z.B. 24-70 mm). Deshalb ist bei Zoomobjektiven die Brennweite verstellbar. Die Konstruktion von Zoomobjektiven ist dementsprechend komplizierter und dadurch steigt auch der Preis für diese Art von Objektiven. Sehr teure Zoomobjektive können auch große Blendenöffnungen haben, jedoch muss man da dann wirklich tiefer in die Tasche greifen.
Festbrennweiten Objektive und Zoomobjektive können wiederum in folgende Unterkategorien unterteilen:
A. Weitwinkelzoom-Objektive
Diese haben den Vorteil, wie der Name schon sagt, den weitesten Kamerawinkel von allen zu erfassen und sind daher besonders geeignet für das Filmen von Landschaften und verschiedenen Räumlichkeiten, also immer dann, wenn man den Hintergrund hervorheben will, um zu zeigen, wo sich eine Person befindet. Für Portraits sind diese Objektive allerdings nicht besonders geeignet, denn wenn du zu nah an eine Person kommst, kann es zu Gesichtsverzerrungen kommen.
B. Standardzoom-Objektive
Standardzoom-Objektive bilden das Gefilmte am ehesten so ab, wie es von unseren Augen wahrgenommen wird. Somit sind sie ideal für Portraits und Detailaufnahmen.
C. Telezoom-Objektive
Mit Telezoom-Objektiven kannst du ganz einfach den Hintergrund unscharf machen und damit dein Motiv sehr schön vom Hintergrund seperieren. Dadurch entsteht eine Art 3D-Effekt, der vor allem für Sport- und Tieraufnahmen geeignet ist. Mit ihm können aber genauso gut Detailaufnahmen gemacht werden.
D. Makro-Objektive
Also Makro-Objektive werden speziellen Linsen bezeichnet, mit denen man vor allem sehr kleine Motive, wie Insekten, groß abbilden kann. Dies wird durch eine verringerte Naheinstellgrenze, die minimale Distanz mit der man sich dem Motiv nähern und noch scharfstellen kann, erreicht und einen Vergrößerungsfaktor von 1:2 oder 1:1. Zum Vergleich, herkömmliche Objektive bilden meisten im Maßstab von 1:7 bis 1:9 ab.
Welche Brennweite für welchen Zweck?
Brennweite Bereich | Einsatzbereich | |
Weitwinkel Objektive | 12 – 35mm | Landschaft-Aufnahmen, Vlog-Videos |
Standartzoom Objektive | 35 – 70mm | Interviews, Close-Up Aufnahmen |
Telezoom Objektive | 70 – 600mm | Sportaufnahmen, Tieraufnahmen, Detailaufnahmen |
Nach dieser Unterteilung wäre also ein 24-70 mm Zoomobjektiv sowohl ein Weitwinkel-Objektiv als auch ein Standartzoom-Objektiv.
Wofür steht das F bei der Blende?
Die sogenannte F-Wert oder F-Stop steht für die Lichtstärke. Am F-Wert ist zu sehen, wieviel Licht von der Blende durchgelassen wird. Je kleiner hierbei die Zahl ist, desto mehr Licht wird vom Objektiv aufgenommen und auf den Sensor geleitet. Umso mehr natürliches Licht für den Sensor zur Verfügung steht, desto niedriger können wir auch unsere ISO wählen und somit Bildrauschen reduzieren.
Nachdem ihr nun einen umfangreichen Überblick über die verschiedenen Arten von Objektiven und ihre Verwendung bekommen habt, stellen wir euch nun eine Auswahl an RF Linsen vor, die alle eure Verwendungszwecke abdecken werden.
Das sind die 9 besten Canon RF Objektive
1. Canon RF 50mm F1.8 STM
Beginnen wir gleich mit dem Klassiker schlechthin, dem 50mm Objektiv. Diese Linse eignet sich perfekt für Einsteiger in die Fotografie und ist in dieser Ausführung auch noch sehr leistbar. Die großen Blendenöffnung von F1.8 ermöglicht des Erstellen von qualitativ hochwertigen Aufnahmen, auch bei schlechteren Lichtverhältnissen und sorgt für ein ausgeprägtes Bokeh. Außerdem handelt es sich hier um eine sehr kompakte und leichte Linse, was der Portabilität und Nutzungsfreundlichkeit sehr zugutekommt. Ein präziser Autofokus darf natürlich auch hier nicht fehlen.
2. Canon RF 35mm F1.8 Makro IS STM
Bleiben wir doch gleich bei den Festbrennweiten. Auch sehr beliebt ist hier das 35 Millimeter Objektiv. Die RF Variante von Canon wartet hier mit sehr guter Verarbeitungsqualität, Autofokus und integriertem Bildstabilisator auf. Sie ist zwar nicht so günstig wie das oben erwähnter 50er, jedoch fällt das Preis-Leistungs-Verhältnis auf jeden Fall sehr gut aus.
Ein 35 Millimeter Objektiv ist eine sehr vielseitige Linse, da mit ihr sowohl bereits schöne Landschaftsaufnahmen als auch Portraits mit Einbindung der Umgebung und des Hintergrundes erstellt werden können. Als Bonus kann dieses Objektiv außerdem, dank der geringen Naheinstellgrenze, als Makroobjektiv genutzt werden.
3. Canon RF 85mm F2 Macro IS STM
Um die Heilige Dreifaltigkeit der Fixbrennweiten zu komplettieren, darf natürlich ein 85 Millimeter Objektiv nicht fehlen. Diese sehr geschätzte Portrait-Linse ist im Falle dieser RF Variante von Canon mit einem F-Wert von 2 zwar nicht die schnellste, aber durch die bereits relativ lange Brennweite, entsteht bei Portraits trotzdem ein schönes Bokeh und trennt das Objekt oder Model auch schön vom Hintergrund.
Ebenfalls mit an Bord ist auch hier wieder eine Macro Funktion, die durch einen erweiterten Fokusbereich erzielt wird. Die Naheinstellgrenze kann bei diesem Objektiv übrigens durch einen eigenen Schalter eingestellt werden, damit bei normalen Aufnahmen der Fokusweg nicht zu lang wird.
4. Canon RF 70-200mm Telezoomobjektiv F2.8L IS USM
Nicht fehlen in dieser Liste darf natürlich das berühmte 70-200 Millimeter Objektiv von Canon. Die erste Wahl für viele Profifotografen, nicht nur wenn es um die Erstellung von Portraits geht, sondern auch im Sportbereich und der Tierfotografie ist diese Linse sehr häufig anzutreffen. Mit dem EF Bajonett berühmt geworden, gibt es dieses vielseitige Objektiv nun auch für die EOS R Serie. In dieser Ausführung hat das Ganze zwar seinen Preis, aber man bekommt definitiv einiges geboten für sein Geld. Neben dem neuen, sehr kompakten, Formfaktor ist Canon der Konkurrenz auch in Sachen Gewicht weit voraus. Der flotte Autofokus und der in 3 Stufen variable Bildstabilisator runden das Gesamtpaket ab. In Summe ist das 70-200 Millimeter ein Muss in der Kameratasche jedes Fotografen.
5. Canon RF 100mm F2.8L Macro IS USM
An dieser Stelle möchten wir euch auch ein eigens dafür gedachtes Macroobjektiv vorstellen. Das 100 Millimeter Objektiv von Canon für das RF Bajonett. Es gibt bereits einige Macro Linsen von vielen Herstellern, allerdings hebt sich dieses nochmals von der Konkurrenz ab. Die Schärfe dieser Linse ist beeindruckend und chromatische Abberation ist kaum vorhanden. Die Alleinstellungsmerkmale sind allerdings zum einen, dass mit diesem Objektiv eine Vergrößerung von 1,4:1 erreicht werden kann. Zum Vergleich dazu, die meisten Macro-Objektive in diesem Segment beherrschen höchstens 1:1. Eine weitere Neuheit ist ein eigener Einstellring für die sogenannte sphärische Abberation. Damit könnt ihr direkt an der Linse einstellen, ob euer Bild scharf oder eher weichgezeichnet abgebildet werden soll und welchen Effekt ihr für euer Bokeh haben wollt.
Außerdem besitzt die Linse einen weiteren, sogenannten RF Funktionsring weiter vorne, der frei programmierbar ist.
6. Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM Zoomobjektiv
Bis jetzt fehlt uns in dieser Übersicht noch ein richtiger Allrounder. Hier kommt nun das Canon RF 24-70 Millimeter Objekt ins Spiel. Mit seiner großzügigen Abdeckung gängiger Brennweiten, ist diese Linse ein wahrer Alleskönner. Von imposanten Landschaftsaufnahmen bis hin zu knackscharfen Portraits ist mit diesem Modell für die EOS R Reihe Alles möglich. Durch den sehr präzisen und schnellen Autofokus, gepaart mit dem variablen Zoom, eignet sich dieses Objektiv auch bestens für das Erstellen von Filmaufnahmen. Einziger Punkt, der abschreckend sein könnte, ist hier nur der Preis. Verglichen aber mit den Möglichkeiten, die sich einem mit diesem Objektiv eröffnen, lässt sich das leichter ins Verhältnis stellen.
7. Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM
Mit dem Canon RF 15-35 Millimeter Objektiv haben wir hier auch eine ausgezeichnete Linse für Landschaftsfotografen oder Architekturliebhaber. Mit einem ausreichend großen Weitwinkeleffekt, ohne zu sehr zu verzerren, können mit diesem Modell scharfe, weitläufige Aufnahmen erstellt werden. Dank des kleinen F-Werts von 2.8 auch bei dunkleren Lichtverhältnissen. Mit dem integrierten Bildstabilisator gibt Canon hier, im Vergleich zu anderen Herstellern, diesem Objektiv noch eine Bonusfunktion obendrauf. Dadurch erweitert sich die, bereits beachtliche, vielseitige Anwendbarkeit noch durch die Nutzbarkeit für ruckelfreie Videoaufnahmen.
8. Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM Superteleobjektiv
Mit diesem Objektiv werden vor allem Sportliebhaber und Naturfreunde ihre Freude haben. Durch die abgedeckten Brennweiten, kann schnell zwischen Motiven in verschiedenen Distanzen gewechselt werden. Auch reiht sich dieses Objektiv in der Preisklasse wieder bei den etwas erschwinglicheren ein. Abstriche müssen bei diesem Preis allerdings bei der Lichtstärke gemacht werden, welche mit F5.6-8 nicht mit teureren Modellen mithalten kann. Dafür bietet dieses Objektiv allerdings ausgezeichnete Bildqualität und sollte es mal etwas dunkler werden und der ISO-Wert wandert nach oben, so kann die EOS R Reihe gut damit umgehen. Der integrierte Bildstabilisator ermöglicht auch bei maximalem Zoom noch die Erstellung von ruhigen, nicht verwackelten Aufnahmen. Der standartmäßige RF Funktionsring, darf natürlich auch hier nicht fehlen.
9. Canon RF 800mm F11 IS STM
Zu guter Letzt haben wir hier noch ein Objektiv, welches eher als Exot angesehen und auch nur in sehr speziellen Szenarien eingesetzt werden kann. Mit dieser Brennweite geht das 800er bereits über die normale Tier- und Naturfotografie hinaus, bis in den Bereich der Astrofotografie. Größter Nachteil ist natürlich die Blende mit dem Wert F11. Mit diesem Wert braucht ihr also dementsprechend gute Lichtverhältnisse.
Canon schafft es aber, das Objektiv sehr leicht und verhältnismäßig kompakt zu halten. Somit ist es auch wesentlich leichter in die Gebiete zu transportieren, in denen man solche Objektive normalerweise nutzt. Auch preislich bleibt die Linse im Rahmen.
Schlusswort:
Wie bei allen Kamerasystemen und damit automatisch auch bei den verwendeten Objektiven, es kommt immer darauf an, für welche Zwecke ihr euer Equipment verwenden wollt. Bevor man viel Geld für teure Produkte ausgibt, solltet ihr euch vorher im Klaren sein, ob diese auch wirklich eurem Einsatzzweck entsprechen. Wir hoffen, dass euch diese Guide bei der Auswahl weiterhelfen kann.
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